Unterscheidung Beratung und Therapie

Wie unterscheidet die Existenzanalyse und Logotherapie diese beiden Hilfsangebote?

Beratung

Wir verstehen Beratung als Lebensbewältigungshilfe, die eine Verbesserung der seelischen Befindlichkeit oder der geistig-seelischen Fähigkeiten erbringen soll. Der Mensch soll sich sinnerfüllter erleben und eine höhere Lebenszufriedenheit spüren. Dazu gehören auch psychologische Tätigkeiten, die den Klienten dabei unterstützen

  • soziale Konflikte aufzuarbeiten und zu überwinden – ohne heilend tätig zu sein,
  • sich in Problem- und Entscheidungssituationen zu verstehen und für sich einen Weg zu finden, der mit innerer Zustimmung erfolgt.

Beratung hat die Verbesserung persönlicher Entwicklung oder sozialer Fähigkeiten zum Ziel, „ohne mit den Problemen in der Tiefe oder der Intensität zu arbeiten, worauf die Psychotherapie zielt“.

Anwendungsfelder können Persönlichkeitsentwicklung, Kommunikationsberatung, Konfliktberatung, Ehe-, Partnerschafts- und Familienberatung, Berufsberatung, Krisenintervention, Sterbebegleitung, Trauerbegleitung, Bewältigung von Sinn- und Orientierungskrisen sein.

Beratung arbeitet lösungsorientiert auf der Handlungsebene an einer Aufgabe oder einem Thema und nicht an einer dahinter stehenden Traumatisierung oder auf der Ebene der Persönlichkeitsstruktur. Beratung geht dabei ressourcenorientiert vor und vermittelt geeignete Sichtweisen, Information, Kenntnisse und Methoden. Der Lebensberatung geht es vornehmlich um die Ausdrucksfähigkeit der Person, Entscheidungskompetenz, Ressourcenaktivierung und Sinnperspektive. Der Fokus liegt darauf in die Welt zu treten.

(Für Fortgeschrittene: Die Arbeit findet vornehmlich im Bereich der Existentialität, PEA 3, statt.)

 

Psychotherapie

In der Psychotherapie werden Klient:innen behandelt, die an psychischem, psychosomatischem oder psychosozialem Distress oder Ungleichgewicht leiden, bis hin zur Verbesserung der eigenen Lebensqualität.

Die Anwendungsfelder können eng gefasst die Behandlung psychischer Erkrankungen sein (ICD) oder weit gefasst die Behandlung aller subjektiven Leidens- und Ungleichgewichtszustände, sofern sie auf einer „Arbeit mit der psychischen Tiefe (dem Unbewussten) der Person“ basiert, sein. Beispiele für psychische Erkrankungen können Depressionen, Schizophrenie, Essstörungen, Angst und Panik sein.

Es geht in der Therapie um die Wiederherstellung der persönlichkeitsspezifischen Voraussetzungen, derer sich die Person bedient, um einen personalen/existenziellen Dialog führen zu können. Der Fokus liegt auf der Begegnung mit sich selbst und an der Arbeit an einem persönlichkeitsverändernden Prozess.

(Für Fortgeschrittene: Hier findet Arbeit mit der Tiefe der unbewussten Geistigkeit, vornehmlich im Bereich Phänomenologie und Personalität statt, hier insbesondere im Kontext PEA 1 und PEA 2.)

Quelle: „Arbeitsweisen, Haltungen und Zielsetzungen in Psychotherapie, Lebensberatung und Coaching“ – Christoph Kolbe