Aus Forschung & Praxis

Am 1. November 2024 tritt das Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag (SBGG) in Kraft.

Ein guter Grund, sich mit dem Thema der Transsexualität in Beratung und Therapie näher zu befassen. Cornelia Kunert hat uns zwei Artikel zur Verfügung gestellt.  Sie ist eine Existenzanayltiker*in und Personenzentrierte Psychotherapeut*in und eine Transfrau, die als biologischer Mann geboren ist.

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Geschlechtsidentität und Selbstmodell 

Transsexualität (TG) wird als konstitutionelle Geschlechtsinkongruenz beschrieben, die durch eine gehinderte Einbettung des Körperbildes in das
Selbstmodell entsteht. Das Zustandekommen einer Geschlechtsidentität als einer mentalen Repräsentation höherer Ordnung ist abhängig von dem tieferliegenden Selbstmodell, das sich dem bewussten Zugriff teilweise entzieht. Diese Zusammenhänge von Bewusstsein und Körper werden im Lichte psychologischer, neurologischer und philosophischer Überlegungen erörtert.

„Wir bestehen alle nur aus buntscheckigen Fetzen“
(Montaigne). Grundsätzliche Überlegungen zu Psychotherapie bei konstitutioneller Geschlechtsinkongruenz

Zusammenfassung: Die Zuschreibungen der Geschlechtsidentität aufgrund von anatomischen Verhältnissen des Körpers oder anderen biologischen Daten müssen (a) nicht eindeutig sein und (b) nicht mit Selbsterleben übereinstimmen. Das Vorhandensein einer konstitutionellen Geschlechtsinkongruenz wird aufgrund neurologischer Erkenntnisse und sozialer Wirklichkeit nach dem ICD11 nicht mehr als psychische Störung klassifiziert werden. Daher ist auch eine verpflichtende Psychotherapie für diese Personen zur Erlangung von Anpassungsschritten an das Identitätsgeschlecht zu hinterfragen. Vorrang in der Arbeit mit Transgender Personen hat immer die lebensweltliche Erfahrung der betreffenden Person, die Verbesserung der subjektiven Lebensqualität mit Bedacht auf die kongruenzdynamische Entwicklung im Transitionsprozess. Im folgenden Text wird daher die Bedeutung und der Vorrang der Erste-Person-Perspektive und der Selbstverantwortung für die Psychotherapie mit Transgender Personen diskutiert.