Kopfzeile
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+++ Zur aktuellen Coronakrise +++

 

Liebe Vereinsmitglieder, sehr geehrte Damen und Herren,  

im Namen des Vorstandes der GLE-D grüße ich Sie herzlich.

 

Die Verbreitung des Coronavirus und ihre Folgen lassen uns nicht unberührt. Wir machen uns Gedanken, wie es Ihnen ergeht in dieser Zeit. Die Gesellschaft für Logotherapie und Existenzanalyse besteht aus Menschen und ist für Menschen da. In diesem Jahr stand unser Internationaler Kongress unter dem Motto: „Wenn‘s funkt. Das existenzielle Moment in der Begegnung.“ Leider musste er wegen der Ansteckungsgefahr abgesagt werden, was eine große Belastung für die GLE auf internationaler wie nationaler Ebene bedeutet.

Dennoch bleibt die Frage, was Begegnung ermöglicht, im wahrsten Sinne virulent - weil existenziell. Was ist Menschsein ohne Begegnung? Bestenfalls ein „Nebeneinander Sein“. Menschen brauchen Begegnung von Person zu Person wie Wasser, das wir zum Leben brauchen. Doch wie bekommen wir das hin, uns zu begegnen, wenn wir uns gerade vereinzeln sollen, damit die Gefahr zu erkranken reduziert wird? Familien und Paare haben einander, wenn sie zusammen wohnen (je nach der Qualität der Beziehung kann das angenehm oder unangenehm sein). Singles leben für sich und sind darauf angewiesen, andere aufzusuchen oder besucht zu werden. Da kommt eine große, existenzielle  Herausforderung auf uns alle zu. Existenziell sind wir da, wo wir „als Person“ für einander sichtbar werden.

Ich frage mich, wie wir diese Zeit des physischen Getrenntseins gut erleben können. Wie können wir uns begegnen ohne tatsächlich beieinander zu sein? Die modernen Medien mögen uns dabei helfen uns zu hören und zu sehen. Die innere Verbindung zu unseren Mitmenschen, NachbarInnen, FreundInnen und Verwandten mag uns nähren. Ich hoffe, dass diese Krise uns alle kreativ werden lässt. Wir können unsere Fenster und Balkone als (zumindest ferne) Begegnungsorte nutzen. Vielleicht lassen wir die Türen zum Nachbarn auch einfach mal offen für einen Schwatz?

Auch diese Krise wird einmal zu Ende gehen wird, das ist beruhigend zu wissen. Wir erahnen aber auch, dass wir uns Sorgen machen müssen um ältere und kranke Menschen, die dem Coronavirus wenig entgegenzusetzen haben. Auch in der GLE-D und der GLE International kenne ich Menschen, um die ich mich sorge. Mögen sie gut und gesund durch diese Gefahr kommen, damit wir uns wiedersehen, wenn wir wieder ganz persönlich zusammenkommen.

Wir brauchen Mut, um uns dessen zu vergewissern, was uns trägt, und um das Notwendige zu tun. Wir brauchen gute Räume, um uns begegnen zu können. Wir brauchen die wärmende Nähe von Mitmenschen, die uns ganz leiblich/körperlich berühren. Wir wollen gesehen und respektiert werden mit unseren Sorgen und Ansichten zu dieser globalen Krise, der sich niemand entziehen kann. Wir brauchen eine Vision, wie es mit uns weitergeht und wie wir miteinander leben können. Wir brauchen einen letzten Grund, in dem wir uns aufgehoben fühlen und auf den wir hinleben können – was immer dieser letzte Grund für jeden von uns bedeutet. Das ist uns vertraut, wenn wir an die Grundmotive menschlicher Strebungen denken. Mit einem Satz: Wir brauchen das, was uns als Mensch ausmacht. Wir haben ein Herz, das sich durch das Leid anderer berühren lässt und auf das wir vertrauen können.

Wie heißt es so schön: Ich habe etwas bekommen von einem Freund eines Freundes, dessen Freund.... Ein solcher Freund hat mit seinen Worten beschrieben, was uns als Vorstand aus dem Herzen spricht. Deshalb hängen wir seinen Text „ Erkenntnisse und Perspektiven“ an diese Nachricht an.

Vielleicht schreiben Sie uns auch, was Sie bewegt in diesen Zeiten. Wir sammeln alles und stellen Ihre Gedanken, Ideen, Meinungen und Kommentare auf unsere Homepage (bitte an frank.gottschling@gle-d.de).

Ich schließe diese Zeilen mit den Worten von Friedrich Hölderlin (1802):

„Nah ist
Und schwer zu fassen der Gott.
Wo aber Gefahr ist, wächst 
Das Rettende auch.“

 

 

Ingo Zirks

Im Namen des Vorstandes der GLE-D

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